Meine Belichtungs-Einstellungen für die Nikon D850 (und D500)
veröffentlicht am 10.01.2020 in * FOTOTECHNIK *
Inhaltsverzeichnis
Im Artikel Meine AF-Einstellungen der Nikon D500 für Wildlife / Sport habe ich die AF-Einstellungen für meine Belange beschrieben, diese habe ich so auch für die D850 übernommen. In diesem Artikel soll es um die Belichtungs-Einstellungen gehen, diesmal am Beispiel der D850 (und diese Einstellungen habe ich dann rückwärts auch für die D500 übernommen).
Vorbemerkungen
Fotografische Themen
Während die D500 meine Wildlife-Kamera ist, kommt der D850 das Prädikat “Allround-Kamera” für meine Anwendungen am nächsten. Auch sie ist hervorragend für Tierfotografie geeignet, als Vollformat-Kamera mit hoher Auflösung aber auch für alle anderen Bereiche der Natur- und Landschaftsfotografie. Außerdem verwende ich sie für die (nicht so häufig vorkommenden) Anlässe wie Events, Veranstaltungen und (private) Feiern.
Während ich mit den für die D500 beschriebenen Einstellungen für den Autofokus auch für alle die weiteren beschriebenen Einsatzgebiete - nach einer Eingewöhnungsphase - gut zurecht komme, verhält sich das bei den Belichtungseinstellungen etwas anders. Hier sind größere Anpassungen nötig, abhängig vom Einsatzszenario.
Dafür nutze ich die Foto-Aufnahmekonfigurationen:
Meine bevorzugte Herangehensweise
Für meine Art der Fotografie gebe ich in der Regel mindestens die Blende vor (= Zeitautomatik A), um den Tiefenschärfebereich zu bestimmen. Wenn’s nicht auf Geschwindigkeit ankommt, arbeite ich auch gerne im manuellen Modus M. In diesem Modus versuche ich situationsabhängig einen möglichst guten Kompromiß zwischen möglichst niedrigem ISO-Wert und gerade noch akzeptabler Bewegungsunschärfe zu finden (der naturgemäß bei einer Landschaftsaufnahme mit Vegetation und starkem Wind anders aussieht als bei einer “starren”, weil felsigen Gebirgsszenerie).
Der Wechsel von einem zum anderen Szenario soll natürlich möglichst einfach gestaltet sein - d. h. möglichst wenige Bedienschritte erfordern.
Die Belichtungs-Einstellungen im Detail
Belichtungsmessung
In der ‘guten alten analogen Zeit’ war ich der Auffassung
Automatik … abschalten
aus der Erkenntnis heraus, daß ich (aufgrund der Verarbeitungsschritte) erst seeeehr viel später sehen konnte, was dabei raus kam. Heute kann ich das differenzierter sehen:
- Grundlage jeder Automatik ist erst einmal die Messung. Die Automatik reagiert auf die Meßwerte und leitet eine Maßnahme ein - hier: die Korrektur der Belichtungs-Parameter Blende, Zeit, ISO.
- Was ist der Unterschied zur manuellen Vorgehensweise?
Auch der Mensch muß sich zunächst auf einen Meßwert verlassen und danach entscheiden, was zu tun ist.
Korrekte Belichtung steht und fällt also mit der Zuverlässigkeit der Lichtmessung. Die mittenbetonte Integralmessung mit ihren Stärken und Schwächen kannte ich von meinen analogen Kameras, und für viele meiner derzeitigen Aktivitäten habe ich die zusätzlichen Meßmethoden ausprobiert:
Matrixmessung: Mit dieser Einstellung erzielt die Kamera in den meisten Situationen natürlich wirkende Belichtungsergebnisse. Die Kamera misst die Helligkeit in einem großen Bereich des Bildfelds und berücksichtigt für die Belichtung die Tonwertverteilung, die Farbe und den Bildaufbau
(…)
Lichterbetonte Belicht.messung: Die Kamera richtet sich mit der Belichtung nach den hellsten Motivbereichen. Mit dieser Methode lässt sich der Detailverlust in den »Lichtern« verringern, zum Beispiel beim Fotografieren von Bühnendarstellern im hellen Scheinwerferlicht.
Unter’m Strich bleibt die Erkenntnis: von Situation zu Situation testen und ggf. mit der Belichtungskorrektur nachbessern. Ein Beispiel sei hier gezeigt:
- Lichterwarnung zeigt: "korrekte" Belichtung führt zu
ausgefressenen Lichtern am Kopf des Haubentauchers
Problematisch sind hier grds. kleine helle Bereiche im Motiv. Auch mit der lichterbetonten Messung läßt sich das nicht hundertprozentig in den Griff bekommen.
Nach der Erörterung der grundsätzlichen Problematik geht’s jetzt ins Detail: wo stelle ich was ein? warum? ggf. mit welchen Nebenwirkungen?
ISO: fest oder automatisch?
Um hier einen schnellen Wechsel zu gewährleisten, hat Nikon die ISO-Taste bei den neuen Modellen neben den Auslöser positioniert (Einhand-Bedienung). Die Belegung läßt sich auch nicht verändern.
Das bedeutet: bei gedrückter ISO
Taste bewirkt
- ein Drehen am vorderen Einstellrad die Umschaltung zwischen
manuell
undAUTO
- ein Drehen am hinteren Einstellrad die Änderung des ISO-Wertes
Einstellungen der ISO-Automatik
In Situationen mit schnell wechselnden Lichtverhältnissen nutze ich die ISO-Automatik, um in Abhängigkeit von der Belichtungszeit (die z. B. durch die Brennweite bestimmt wird) die niedrigst-mögliche ISO-Einstellung zu erhalten. Dazu sind mehrere Schritte im Menü nötig:
Einstellung der Basiswerte
Zunächst soll die Kamera von ihrer natürlichen Empfindlichkeit aus starten, das ist hier ISO 64. Ferner: entrauschen ist immer ein Kompromiß zwischen “Körnigkeit” der Aufnahme und Detailverlust bei feinen Strukturen (Haare, Federn z. B.). Deshalb begrenze ich die ISO nach oben auf ISO 1600.
Um Bewegungsunschärfen bzw. Verwacklungen möglichst auszuschließen, gibt es jetzt in weiteren Untermenüs die Möglichkeit, auch die längste Belichtungszeit der Kamera zu begrenzen:
Längste Belichtungszeit soll automatisch bestimmt werden
Anstelle der fest vorgegebenen Werte kann im nächsten Schritt
quasi eine Regel vorgegeben werden, nach der Belichtungszeit und ISO-Wert in ein sinnvolles Verhältnis gebracht werden:
Der Effekt dieser Einstellung zeigt sich bei einer exemplarischen Meßreihe so:
Einstellung1) | Brennweite | Zeit | ISO |
---|---|---|---|
1 | 70mm | 1/30 | 642) |
1 | 200mm | 1/50 | 100 |
2 | 70mm | 1/40 | 80 |
2 | 200mm | 1/100 | 200 |
3 | 70mm | 1/80 | 160 |
3 | 200mm | 1/200 | 320 |
4 | 70mm | 1/160 | 320 |
4 | 200mm | 1/400 | 800 |
5 | 70mm | 1/320 | 640 |
5 | 200mm | 1/800 | 1250 |
1) ‘1’ steht für längste Zeit, ‘5’ für kürzeste Zeit, ‘2’ … ‘4’ für die Einstellungen dazwischen im vorhergehenden Screenshot.
Erkenntnis: ‘3’ (Mitten-Einstellung) versucht eine Belichtungszeit einzustellen, die der alten Regel
Belichtungszeit = 1 / Brennweite
entspricht und dazu den passenden ISO-Wert zu finden, die Einstellungen darunter verdoppeln die Belichtungszeit mit jeder Stufe, die Einstellungen darüber halbieren sie.
(Bei der D500 sieht es so aus, als ob auch der Crop-Faktor in diese Rechnung mit einbezogen wird).
2) ISO 64 ist der niedrigste Wert, deshalb kann die Belichtungszeit nicht so lange werden, wie es eigentlich der Regel entsprechen würde.
Eigentlich wäre dieser Unterbildschirm ein Kandidat für den Direktzugriff aus dem Benutzermenü heraus, aber genau das ist nicht möglich:
Die unteren drei Einträge sind gesperrt … ☹
Die Lösung hierzu: es gibt in den Fotoaufnahme-Konfigurationen zwei Einträge diesbezüglich: In der Konfiguration
- A (BIF = birds in flight, also fliegende Vögel) steht die Einstellung auf der kürzesten Zeit
- B (Boden) ist die Mitten-Einstellung hinterlegt.
In den Konfigurationen C und D ist die ISO-Automatik deaktiviert.
ISO-Anzeige
Als logische Folge der ISO-Automatik möchte ich den aktuellen ISO-Wert natürlich fortlaufend überwachen können - die Option d3 ermöglicht die Anzeige im Sucher (anstelle des Bildzählers, den ich da nicht wirklich benötige):
manuelle Einstellung der Belichtungswerte
Auf Grund der eingangs beschriebenen Problematik, daß ich immer wieder Situationen erlebe, in denen die Kamera-Meßprogramme dazu neigen, kleine helle Bereiche zu ignorieren und damit überzubelichten (und ausgefressene Lichter lassen sich eben nicht rekonstruieren), neige ich dazu, lieber etwas knapper zu belichten. RAW-Dateien lassen dann die nachträgliche Belichtungskorrektur nach oben unter kontrollierten Bedingungen am heimischen Bildschirm zu. Demzufolge benötige ich auch keine superfeine Einstellung der Werte folgenden Werte in 1/3-Blenden-Schritten, ich habe die jeweilige Schrittweite zugunsten der Einstellgeschwindigkeit auf jeweils 1/2 Blende erhöht.
ISO-Schrittweite
bestimmt die Schrittweite, die beim Einstellen der ISO-Empfindlichkeit verwendet wird.
Belichtungssteuerung
bestimmt die Schrittweite, die beim Einstellen von Belichtungszeit, Blende und Belichtungsreihen verwendet wird
Belichtungskorrektur (+/-)
Der Wert wird mit der Taste rechts neben dem Auslöser und dem hinteren Rad eingestellt.
Belichtungskontrolle
Wenn ich in RAW fotografiere, dann haben die Bildeinstellungen keinen Einfluß …
Wirklich?
In der Tat werden die aufgezeichneten RAW
-Daten nicht beeinflußt. Aber die Kamera bettet in die RAW-Datei auch eine JPEG
-Datei ein, und diese wird herangezogen, um
- Vorschau-Bild
- Histogramm
- Überbelichtungs-Warnung
etc. zu generieren, wie Michael J. Hußmann im Blog der Zeitschrift DOCMA. erläutert. Damit haben diese Anzeigen nur noch bedingte Aussagekraft, wenn es um die Beurteilung der RAW
-Daten geht.
Doch anhand der Voreinstellungen können diese JPEG
-Dateien möglichst unbehandelt - also eben roh - erzeugt werden, das Ziel ist also ein flaues Bild, das zwar auf den ersten Blick nicht sehr attraktiv wirkt, aber eine gute Beurteilung der Tonwerte erlauben sollte.
Daraus ergeben sich dann diese Einstellungen:
Farbraum
stelle ich auf Adobe-RGB
Picture Control
hier wähle ich “flache” Profile. Das Nikon-Handbuch schreibt dazu:
Ausgewogen: Details bleiben über einen großen Tonwertbereich von den Lichtern bis zu den Schatten erhalten. Für Fotos, die später umfassend nachbearbeitet oder retuschiert werden sollen.
Anmerkung: ältere Kameras verfügen über diesen Punkt nicht, dort kann man sich mit
Neutral: Minimale Bearbeitung für naturgetreue Ergebnisse. Sinnvoll für Fotos, die später nachbearbeitet oder retuschiert werden sollen.
weiterhelfen.
Im konkreten Fall der D850 heißt das also: Ausgewogen
Active D-Lighting
schalte ich ab.
Wiedergabe-Ansicht
In diesem Menüpunkt Optionen für Wiedergabe-Ansicht
konfiguriere ich die oben erwähnten Ansichten:
Der erste Punkt hat nichts mit der Belichtungskontrolle zu tun, bleibt aber aktiviert. Um die Übersicht zu erhalten (d. h. nicht zuviel umblättern zu müssen) habe ich zwei der Optionen abgewählt. Aktiv bleiben
- Lichter (zeigt überbelichtete Stellen - siehe das Bild des Haubentauchers oben). Die Überbelichtungsanzeige läßt sich dabei für die einzelnen Farbkanäle durchschalten.
- RGB-Histogramm (zeigt neben dem Luminanzkanal auch die Histogramme der einzelnen Farbkanäle Rot/Grün/Blau)
Auf der zweiten Seite
bleibt der Punkt “Übersicht” aktiv, dieser Bildschirm zeigt neben dem Helligkeits-Histogramm die wesentlichen Aufnahmedaten (Datum/Uhrzeit, Brennweite, Bel.zeit, Blende, ISO, evtl. eingestellte Belichtungskorrektur etc.).
Schlußbemerkungen
Ich hoffe, mit dieser Aufstellung dem einen oder anderen Hinweise gegeben zu haben, welche Möglichkeiten sich aus den umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten dieser Kamera ergeben.
Dabei habe ich bewußt darauf verzichtet, nur eine einfach Tabelle oder Liste wiederzugeben (die wird in einem folgenden Artikel nachgereicht), sondern die in verschiedenen Ebenen der Menüstruktur liegenden - thematisch aber zusammengehörenden - Einstellungen im Zusammenhang zu erläutern.
1494 Worte - Lesezeit: 8 Minute(n)
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