Bilder optimieren in darktable ab Version 3.x - ein Einsteiger-Tutorial
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Bilder optimieren in darktable ab Version 3.x - ein Einsteiger-Tutorial

Inhaltsverzeichnis

 

Ich gehe hier davon aus, daß das Bild bereits in darktable importiert ist und beschreibe nur die Arbeitsschritte in der Dunkelkammer zur “Entwicklung” des Bildes.

Grundeinstellungen in darktable

Für das tiefere Verständnis der Bearbeitung von Fotos in darktable ab der Version 3 nützlich ist dieser Artikel im Blog. Dort wird beschrieben, welche Umbrüche in der Art und Weise, wie darktable mit den Rohdaten umgeht, seit der Version 3.0 in Schritten eingeführt wurden.

Farbraum und Bearbeitungskette

Auswahl “alte/neue Technologie”

Heute, mit der Version 3.6, läßt sich ganz klar die Empfehlung aussprechen:

In Verbindung mit heutiger Kameratechnik ist es sinnvoll, in darktable die

auf Aufnahme bezogene Bearbeitung

zu nutzen:

darktable-Voreinstellungen: Festlegungen für Bearbeitungsmodus und Farbbehandlung

Weißabgleich

Eine Zeile darunter in den Voreinstellungen geht es um die “chromatische Adaption”.
Mit Version 3.4 wurde das neue Modul Farbkalibration eingeführt. Dieses verbessert die Art und Weise, wie in darktable ein Weißabgleich durchgeführt werden kann. Soll das neue Modul automatisch eingesetzt werden, dann sollte man hier für die Voreinstellung

modern

auswählen.
Damit wird das Weißabgleichs-Modul fest eingestellt, der eigentliche Weißabgleich findet - wie erwähnt - in der Farbkalibration statt.

Benutzeroberfläche

Wie in dem oben erwähnten Artikel im Blog beschrieben teilen sich die in darktable vorhandenen Module in der Dunkelkammer (also diejenigen, die der Bildbearbeitung dienen) in drei Gruppen:

Sie gehören i. d. R. zu einer der beiden “Technologien”:

Mit der folgenden Einstellung läßt sich die Zahl der Module gemäß der obigen Empfehlung für den neuen, den heutigen Kameras gerecht werdenden, Verarbeitungsworkflow begrenzen:

Modul-Vorauswahl in darktable

Neben diesen beiden workflow-/technologie-abhängigen Modulgruppen gibt es noch eine dritte, davon unabhängige:
Diese beinhaltet solche Module wie Wasserzeichen, Rahmen, Verpixelung, diese können immer (in jeder Grundeinstellung) verwendet werden.

Komforteinstellung

Zu guter Letzt noch eine Einstellung, die ich aus Bequemlichkeit gewählt habe und die die Arbeitsgeschwindigkeit deutlich erhöht:
Ich habe den Regler Belichtung im gleichnamigen Modul in den Voreinstellungen mit der Taste E gekoppelt (“E” wie “Exposure” - kann ich mir merken und war frei).

darktable: Tastatur-Shortcut für Belichtung

Das führt dazu, daß ich bei gleichzeitiger Betätigung der Taste E und dem Drehen am Mausrad die Belichtung erhöhen/erniedrigen kann, ohne dazu das Modul selbst öffnen zu müssen (der Mauszeiger muß dazu über dem Bild liegen).


Damit sind die Vorarbeiten für den Einstieg abgeschlossen, es kann losgehen:

Die Bild-Bearbeitung in wenigen Schritten in darktable

Nun habe ich also so ein Ausgangsbild:

Mit diesem Bild starten wir ...
 

Die von darktable mit den obigen Voreinstellungen fest vorgegebenen Module (das sind diejenigen Module, die technisch notwendig sind, um aus der RAW-Datei etwas “halbwegs Ansehnliches” zu machen) sehen so aus:

darktable Verlauf nach dem ersten Öffnen eines Bildes

Nach dem Festlegen des Bildausschnitts (Modul Zuschneiden) geht’s an die “Verschönerung”. Ziel ist es, mit möglichst wenigen Modulen und dort jeweils mit möglichst wenigen der zur Verfügung stehenden Regler zu einem ansehnlichen Ergebnis zu kommen:

Farbkalibration (zur Anpassung des Weißabgleichs)

Hier kann man im ersten Tab “CAT” auf die Pipette klicken. Das erzeugt einen automatischen Weißabgleich. Der Auswahlrahmen umfaßt dabei zunächst das ganze Bild, kann aber von Hand verkleinert und z. B. auf eine neutrale Fläche gelegt werden.

darktable Farbkalibrierung: automatischer Weißabgleich mittels Pipette

Die zweite Variante besteht darin, unter “Lichtquelle” einen der dortigen Einträge zu wählen. Meine bevorzugte Wahl Bilder wie dieses mit dem Falken hier: “aus Kanten ermitteln …" - dieser Punkt und ebenso aus Flächen ermitteln arbeiten mit einem Algorithmus des maschinellen Lernens.

darktable Farbkalibrierung: Maschinenlernen: aus Kanten ermitteln

Die so gefundene Farbabstimmung gefällt mir meistens, ggf. verändere ich noch leicht die Farbtemperatur über den entsprechenden Regler (in diesem Bild war das nicht nötig).

Ein Modul - ein Bearbeitungsschritt

Belichtung, Filmic RGB

Den Regler “Belichtung” im gleichnamigen Modul habe ich wie oben beschrieben auf eine Taste gelegt. Damit kann ich dann durch Tastendruck mit dem Mausrad die Belichtung einstellen.
In diesem Fall mußte ich etwa 1 LW aufhellen.

Filmic RGB
Im Tab Aufnahme wird der Regler weiß relative Belichtung zu kleineren Werten verändert - das spreizt das Histogramm und erhöht den Kontrast

darktable: Einstellungen in Filmic RGB

Das muß ggf. im Wechsel mit der Belichtung passieren - deshalb ist die Tastenbelegung sinnvoll: man kann das Modul Filmic RGB offenlassen und dort den Regler bedienen und über Taste und Mausrad die Belichtung nachjustieren.

Zwei Module - je ein Bedienelement - ein weiterer Bearbeitungsschritt erledigt

Je nach persönlichem Geschmack und Bildinhalt kann man in Filmic RGB im Tab Aussehen den Wert für Sättigung der Mitten etwas erhöhen.

Erster Zwischenstand

Jetzt sieht der Verlauf so aus:

darktable Verlauf nach den Grundbearbeitungen

In Schritt 9 ist das gegenüber dem Ausgangszustand hinzugekommene Modul Zuschneiden zu sehen, Schritt 11 zeigt die Anpassung des Weißabgleichs mittels Farbkalibration, und in den Schritten 12 bis 15 findet sich die wechselseitige Anpassung von Helligkeit und Kontrast.

Und so präsentiert sich das Bild in diesem Zwischenstadium:

Ausgangsbild nach Anpassung von Ausschnitt, Helligkeit und Kontrast
 

Das sieht schon ganz gut aus, geht aber noch besser:

Ein-Klick-Schärfen und Entrauschen

Was kann/sollte man jetzt noch verbessern? Dazu schauen wir uns in der Vergrößerung den Kopf des Falken an:

100%-Ausschnitt nach den Grund-Bearbeitungsschritten
 

Dabei zeigt sich:

  1. die Streifenzeichnung am Kopf und Bauch könnte sich deutlicher abheben
  2. das Bild ist scharf (das kann man an den Federenden an der Schulter oder auch den feinen Haaren seitlich oberhalb des Schnabels erkennen), sieht aber etwas “weichgezeichnet” aus
  3. meistens ist bei solchen Aufnahmen ein sichtbares Rauschen vorhanden (lange Brennweite, schnelle Bewegungen, kurze Belichtungszeiten => hohe ISO)

Diese Punkte lassen sich durch diese Module adressieren (entsprechend obiger Nummerierung):

  1. Lokaler Kontrast
    Hier ist die eingebaute Voreinstellung Klarheit ein guter Startpunkt: darktable lokaler Kontrast: Klarheit

  2. Kontrast-Equalizer (ab darktable 3.0) und Diffusion/Schärfen (ab darktable 3.8)
    Auch diese beiden Module werden mit einigen Voreinstellungen ausgeliefert. Hier empfiehlt es sich, diese Voreinstellungen mal an einigen “typischen” Fotos durchzuprobieren und die für den Zweck beste dann entsprechend zu verfeinern.

    Generelle Empfehlungen lassen sich nicht machen, denn es hängt hier viel von der Sensorauflösung, den Objektiven und auch den Motiven ab, die überwiegend fotografiert werden.

  3. Entrastern und Entrauschen Profil (mit 2 Instanzen)
    Ab der Version 3.0 haben die Entrausch-Funktionen in darktable einen Sprung nach vorn gemacht. Heute verwende ich bei jedem Bild diese Voreinstellung des profilierten Entrauschens: darktable Entrauschen Profil Voreinstellung Farbige Anteile des Rauschens werden komplett entfernt, übrig bleibt ein feines Korn, das ich dann mit einer zweiten Instanz reduziere.
    Die Einstellungen dieser zweiten Instanz hab ich anhand “typischer Fotos” ermittelt und wende sie mit reduzierter Deckkraft an.
    Ähnlich verhält es sich mit dem Entrastern: in der 100%-Darstellung kann man sehen, wie sich unterschiedliche Einstellungen abhängig vom Kamerasensor auswirken. Hier stelle ich auf möglichst gleichmäßige und kleinkörnige Struktur des Bildes bzw. Rauschens ein, um einerseits feine Details zu erhalten und andererseits das Rauschen besser bekämpfen zu können.

Der Rest ist dann ein einziger Klick - nach der gerade beschriebenen Vorarbeit.

Praxistipp: Wer technisch anspruchsvolle Motive fotografiert (z. B. Tiere mit extrem feinen Feder- oder Fellstrukturen), der sollte sich die Mühe machen, einmal anhand typischer Testaufnahmen die besten Einstellungen der obigen Module festzustellen und entsprechend festzuhalten.

Ich habe mir kameraspezifisch aus den Modulen durch das beschriebene Fine-Tuning das gebaut, was die Lightroom-Leute einen Preset nennen - in darktable heißt das “Stil”.

Den kann ich direkt aus der Fußleiste der Dunkelkammer

darktable: Zugriff auf Stile in der Fußleiste der Dunkelkammer

auswählen und aktivieren:

darktable: Aktivierung eines ausgewählten Stils in der Dunkelkammer

Das Bild sieht dann so aus - hier wieder die 1:1-Vergrößerung des Kopf des Falken:

100%-Ausschnitt nach "Verfeinerung"
 

Und hier der Verlauf der kompletten Bearbeitung bis hierher:

darktable: Verlauf nach Anwendung des Stils

Das gesamte Bild sieht danach dann so aus:

Das Endergebnis: lebensechter Falke
 

 

Ein Klick - fünf Module - ein Bearbeitungsschritt

 

Damit ist eine einfache “Grundentwicklung” schon beendet. Der Rest ist dann die “Kür”, z. B. könnte man daran denken, mittels Retouche den Zweig links oben zu entfernen etc.

Zusammenfassendes “Kochrezept”

Am einfachsten geht man in dieser Reihenfolge vor:

optional:

und dann weiter mit

Operationen wie Objektivkorrektur, Entrastern, Zuschneiden und Perspektivkorrektur können nach Belieben vorgenommen werden.
Die Anwendung von Modulen wie lokaler Kontrast oder Farbzonen, die nicht zum aufnahmebasierten Ablauf gehören, sollte spät im Arbeitsablauf erfolgen - nach Farbbalance RGB oder Schärfen.

Das ist ein guter Leitfaden für den Anfang.

 

 

 


zuletzt geändert am: 28.08.2021 - 1338 Worte - Lesezeit: 7 Minute(n)