Kameraspezifische Weißabgleich-Einstellungen in darktable
veröffentlicht am 21.04.2023 - aktualisiert am 29.04.2023 in * BILDBEARBEITUNG * PROGRAMME *
Inhaltsverzeichnis
Kameras haben Voreinstellungen für den Weißabgleich (Sonne, Schatten, bewölkter Himmel, Kunstlicht, …), die sich auch direkt auf die in der Kamera erzeugten JPG-Dateien auswirken.
Bei RAW-Dateien ist das anders, dort werden die Sensordaten unverändert abgespeichert. Nun ist es komfortabel, im RAW-Konverter auf die Kameravoreinstellungen zurückgreifen zu können. Auch darktable bietet diese Möglichkeit:
Aber: weil diese Einstellungen kameraspezifisch sind, müssen sie für jedes Kamera-Modell neu ermittelt werden. An dieser Stelle sind die Entwickler auf die Hilfe der Nutzer angewiesen, denn natürlicherweise kann ein freiwilliges Projekt nicht alle Kameras der Welt kaufen und vermessen.
Wer also eine Kamera besitzt, die in dieser Hinsicht noch nicht unterstützt wird (also hier (etwas runterscrollen) in der ersten Spalte der Tabelle NO steht), kann den nachfolgend beschriebenen Schritten folgen und mithelfen.
Bilder erstellen
Falls möglich, sollte die Kamera auf die aktuellste Firmware gebracht werden (voller, bekannter und zuverlässiger Akku ist hier ein Muss, sonst kann die Kamera inoperabel werden).
Im ersten Schritt muß eine Reihe Bilder erstellt werden. Die Entwickler schreiben dazu in ihrem Wiki:
Einfache Methode, Basisunterstützung
-
Für jede der Weißabgleichsvorgaben ein Foto im RAW-Modus aufnehmen (dabei sind evtl. Feinjustierungen zu deaktivieren). Der Bildinhalt spielt keine Rolle, sogar der Objektivdeckel darf auf dem Objektiv bleiben.
Im Kameramenü für den Weißabgleichgibt es drei Gruppen von Weißabgleichseinstellungen, hier farbig markiert:
grün eingerahmt: Automatischer Weißabgleich - in diesen Einstellungen hängt der Weißabgleich von Motiv und Licht ab, wird automatisch eingestellt und ist daher keine feste vom Hersteller vorgegebene Kameravoreinstellung und kann somit ignoriert werden.
rot eingerahmt: das sind echte fest vorgegebene Voreinstellungen und hier relevant für das weitere Vorgehen.
blau eingerahmt: Hier können Werte manuell festgelegt werden - aber vom Benutzer. Auch diese Einstellungen sind nicht relevant, weil natürlich jeder hier etwas anderes festlegen kann, also keine herstellerseitig festgelegten Vorgaben.
-
Gelegentlich gibt es für eine Einstellung - hier bei der Nikon für den Eintrag Leuchtstofflampe
eine Reihe Untereinstellungen, in diesem Fall sollten für jede dieser Einstellungen ebenfalls eine Aufnahme erfolgen.
Genauere Methode, Feineinstellungen
Feinjustierungen der jeweiligen Weißabgleichseinstellungen sind nicht in allen Kameras verfügbar, falls aber doch, dann kann darktable auch diese berücksichtigen.
Der Ablauf ist derselbe wie oben beschrieben, aber für jede Voreinstellung des Weißabgleichs werden zusätzliche Bilder gemacht.
Zuächst soll die Feinabstimmung maximal in Richtung Gelb/Amber/Bernstein eingestellt werden, dann wird die erste Aufnahme erstellt. Nach und nach wird die Einstellung jeweils um 1 Schritt (oder, wenn die Kamera es zulässt, einen halben Schritt) von Gelb/Amber/Bernstein weg und zu Blau hin verstellt und für jeden Schritt eine weitere Aufnahme erstellt - solange, bis das Ende der Achse bei Blau erreicht ist.
Achtung: auf der Magenta-Grün-Achse darf der Einstellwert nicht verändert werden (muß 0 bleiben).
Erstellung von Weißabgleichs-Presets für darktable
Vorbereitungen
Sind die erforderlichen Bilder im RAW-Format erstellt (siehe Beschreibung oben), dann werden diese in einem Verzeichnis abgelegt, z. B. ~/Bilder/rohdateien_wb-presets/
. Im Falle einer Nikon D500 lieferte das Verzeichnis-Listing diese 7 Dateien:
Nun wird von der Projektseite von darktable das Script extract_wb_from_images.sh
geöffnet, dessen Inhalt kopiert und in eine Datei in ebenfalls diesem Verzeichnis kopiert.
Dann sieht der Verzeichnisinhalt so aus:
Notwendige Software installieren
Im Gegensatz zum Vorgehen bei vorherigen Versionen von darktable sind für einen Linux-Rechner keine weiteren Schritte zur Vorbereitung erforderlich, solange exiftool
auf dem Rechner vorhanden ist.
Script ausführen
Im Dateimanager wird mittels Rechtsklick auf das Script extract_wb_from_images.sh
im Reiter Berechtigungen die Ausführberechtigung für den Besitzer aktiviert.
Im Terminal wird in das richtige Verzeichnis gewechselt:
$ cd ~/Bilder/rohdateien_wb-presets
Dann kann das Script im Terminal gestartet werden. Der Aufruf der Hilfe liefert:
~/Bilder/rohdateien_wb-presets $ ./extract_wb_from_images.sh -h
Extract White Balance preset info from images
Usage: extract_wb_from_images.sh <file1> [file2] ...
This tool will generate archive with white balance
presets extracted from provided image files
Also muß das Script mit einer Auflistung der zu analysierenden RAW-Dateien als Parameter aufgerufen werden. Das Script liefert dann als Ausgabe:
$ ./extract_wb_from_images.sh 20190116_n5x0021.nef 20190116_n5x0024.nef 20190116_n5x0027.nef 20190116_n5x0022.nef 20190116_n5x0025.nef 20190116_n5x0023.nef 20190116_n5x0026.nef
Extracting WB presets.
.......
preparing tarball...
cleaning up...
Extracting wb presets done, post the following file to us:
/home/{benutzername}/Bilder/rohdateien_wb-presets/darktable-whitebalance-20230421.tar.gz
Als Ergebnis wird eine Archivdatei ausgegeben, hier: darktable-whitebalance-20230421.tar.gz
mit der Aufforderung, diese an das Entwicklerteam zu senden.
P.S.: Das Archiv enthält für jede RAW-Datei eine Textdatei, die tabellarisch die extrahierten Daten enthält, hier wiederum ein Beispiel für die D500 für die Einstellung “sonnig”:
Make : NIKON CORPORATION
Camera Model Name : NIKON D500
WB RB Levels : 2.271484375 1.526855469 1 1
White Balance : Sunny
White Balance : Manual
White Balance Fine Tune : 0 0
Red Balance : 2.271484
Blue Balance : 1.526855
Ergebnisse dem darktable-Team melden
Im Ticketsystem ein “Fehler"ticket erstellen, hier ein paar Beispiele dazu.
Die gemeldeten Ergebnisse werden dann von den Entwicklern in die Datei wb_presets.json
eingefügt - hier zeige ich den für die im Beispiel verwendete Nikon D500 stark gekürzten Auszug aus dieser Datei:
{
"version": 1,
"wb_presets": [
{
"maker": "Nikon",
"models": [
{
"model": "D500",
"presets": [
{
"name": "Direct Sunlight",
"channels": [
2.271484,
1,
1.526855,
0
]
},
{
"name": "Shade",
"channels": [
2.876465,
1,
1.242676,
0
]
},
{
"name": "Cloudy",
"channels": [
2.452637,
1,
1.384766,
0
]
},
{
"name": "Incandescent",
"channels": [
1.431641,
1,
2.411621,
0
]
},
{
"name": "Cool White Fluorescent",
"channels": [
2.032715,
1,
2.23291,
0
]
},
{
"name": "Flash",
"channels": [
2.592773,
1,
1.320801,
0
]
},
{
"name": "5000K",
"channels": [
2.216309,
1,
1.577148,
0
]
}
]
}
]
}
]
}
Neben der Versionsnummer und dem Titel gibt es in dieser Datei - erkennbar durch die eingerückten Abschnitte - jeweils einen Bereich für jeden Hersteller mit Unterbereichen für jedes Kameramodell und dann jeweils einen Abschnitt mit den RGB-Kanalwerten für jede Weißabgleichs-Einstellung im Kameramenü.
927 Worte - Lesezeit: 5 Minute(n)
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