Wer früh kauft ... (kauft zweimal)
veröffentlicht am 19.01.2022 in * FOTOTECHNIK *
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung: Dieser Artikel erzählt meine persönliche Sicht der Dinge aus “etwas höherer Flughöhe”.
Seit langem verfahre ich nach der Device: Technik sollte man dann kaufen, wenn sie ausgereift ist.
Technologiewechsel
Den ersten Technologiewandel von der Analog- zur Digitalfotografie hab ich so lange “ausgesessen”, bis Nikon mit der D700 eine Kamera herausgebracht hat, der ich zutraute, nicht nur eine solide Auflösung, sondern auch einen ordentlichen Kontrastumfang abbilden zu können. Das Ganze zu einem annehmbaren Preis und kompatibel zur alten Ausrüstung: dann mal los.
Und in den letzten Jahren beobachte ich aufmerksam den (bisher nur als Hype zu bezeichnenden) Wechsel in Richtung zur Spiegellos-Technik. Warum Hype? Weil die Absatzzahlen (im Gegensatz zum Wechsel Analog - Digital) eben einfach stagnieren, wie die von der CIPA veröffentlichten Zahlen seit Jahren zeigen. Und: weil wahllos ein paar (als solche dargestellte) Vorteile herausgegriffen werden, ohne die bisher noch klar vorhandenen Nachteile gegenüberzustellen.
Ein beliebtes Beispiel hier: “die DSLM ist um xx Millimeter kleiner und yy Gramm leichter - wozu soll ich noch ’ne klobige DSLR rumschleppen …”
Klar, die DSLM braucht ja auch keine Objektive (?) - ein DLSM-Objektiv ist bei gleicher Brennweite und Lichtstärke ebenso groß wie ein DSLR-Objektive, je länger die Brennweite, desto mehr. Ob dann die paar mm und g irgendwas ausmachen? Aber Hauptsache, die (gesponsorten) youtuber haben was zu erzählen …
Kundensicht: wann macht ein Wechsel Sinn?
Jeder, der eine etwas umfangreichere Fotoausrüstung sein Eigen nennt, muß immer auch ein bißchen die wirtschaftlichen/finanziellen Aspekte berücksichtigen.
Um einen Wechsel zu rechtfertigen, kommen im Wesentlichen zwei Kriterien in Frage:
- die neue Technologie ermöglicht es, Aufgaben zu lösen, die bisher nicht möglich waren.
Als Beispiel sei hier- beim Wechsel Analog => Digital der Bereich der Pressefotografie genannt: die Bilder konnten quasi “live” an die Redaktion übermittelt werden.
- DSLR => DSLM: hier wären beispielsweise sehr viel höhere Serienbildgeschwindigkeiten zu nennen
- die neue Technologie ermöglicht es, Aufgaben besser zu lösen als das bisher möglich war - auch hier beispielhaft:
- Analog => Digital: bessere Detailabbildung (auch bei geringeren rechnerischen Auflösungen, keine Beeinträchtigungen durch Filmkorn). Dieser Vorteil kam für mich aber erst zum Tragen, als auch der abbildbare Kontrastumfang annähernd an das Niveau der Negativfilme herankam (Beispiel: “schwarzer Hund im Schnee” - Detailzeichnung sowohl im Schnee als auch im Fell)
- DSLR => DSLM: hier wären beispielsweise eine exaktere Fokussierung zu nennen. Aber für mich kommt dieser Vorteil ebenfalls wieder erst zum Tragen, wenn auch die Geschwindigkeit des Scharfstell-Vorgangs mindestens auf dem altgewohnten Niveau anlangt.
Meine Kriterien
Mit dem Wechsel in die Digitalfotografie kam ich in recht kurzer Zeit sehr intensiv zur Tier-/Wildlife-Fotografie - mit der Folge erheblicher Investitionen in lichtstarke große Teleobjektive.
Daraus läßt sich primär ableiten: der “ganze (‘alte’) Kram” muß mit einer Spiegellos-Kamera
- weiterverwendbar sein (also technisch kompatibel) - ein Wechsel kommt also nur innerhalb desselben Herstellers in Frage. Nikon bietet hier Adapter an.
- mindestens die selbe “Performance” abliefern: also muß
-
der AF treffsicher sein - dieses Problem ist seit der Einführung von Hybrid-AF-Systemen mehr oder weniger gelöst (kein “Pumpen” mehr)
-
der AF schnell reagieren - da lag bisher (zumindest bei Nikon) ein Schwachpunkt, wie ich hier versucht habe, anhand der Tests von Steve Perry nachzuvollziehen.
Zusammengefaßt stellt sich die Situation so dar, daß offenbar die aktuelle Nikon Z9 auch mit dem Adapter die DSLR-Teleobjektive mindestens so schnell fokussiert wie die zum Vergleich herangezogene D850 (die auch ich benutze), deutlich schneller als die Modelle Z6II/Z7II.
Neu ist an dieser Stelle jedoch sein gestern veröffentlichtes Video:
-
Schlußfolgerungen
So allmählich scheint es mir nicht mehr nur lästiger Zeitvertreib zu sein, die Entwicklung der DSLMs zu verfolgen.
Die Pro/Contra-Liste bleibt in Bewegung. Was für mich aber wichtig ist nach dem oben Gesagten: Die vor einem Vierteljahr noch kritisierte langsame Einstellgeschwindigkeit des Autofokus scheint kein prinzipielles, sondern ein kameraspezifisches Problem zu sein.
Insoweit bin ich hinsichtlich der Zukunftssicherheit meiner Investitionen in meine Teleobjektive erstmal beruhigt, sollte meine D850 irgendwann mal irreparabel den Geist aufgeben …
Und auch vor dem Hintergrund der Preiseentwicklung ist diese Erkenntnis wichtig:
Passend zu der kleinen Auflistung in diesem älteren Artikel erscheint heute die Meldung, daß Nikon ein neues Z 2.8/400 mm TC VR S auf den Markt gebracht hat. Wie schon aus der damaligen Tabelle hervorgeht: Z-Objektive sind in der Regel teurer als die F-Nikkore - dieses hier soll 14.999EUR kosten (zum Vergleich: das AF-S 2.8/400mm E liegt bei 12.000 EUR (ok, hat aber auch keinen eingebauten Telekonverter), mein AF-S 2.8/400mm G wurde damals neu für 8.500 EUR verkauft).
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Disclaimer
Ich kaufe mein fotografisches Werkzeug beim Fotohändler meiner Wahl/meines Vertrauens als normaler Kunde. Wenn ich hier über das von mir eingesetzte Material schreibe, dann geht es dabei um die Erfahrungen, die ich in der praktischen Arbeit damit sammle.