Licht und Hintergrund: kleine Ursache, große Wirkung
veröffentlicht am 03.08.2020 in * ALLGEMEINES * FOTOGRAFIEREN *
Wenn ich auf meinen Feierabendrunden draußen in der Natur unterwegs bin, habe ich entweder Kamera oder Fernglas dabei. Und wenn das Fernglas fehlt, nutze ich gelegentlich die Kamera, um Dinge zu identifizieren, die ich mit bloßem Auge nicht erkennen kann - wozu habe ich ein ordentliches Tele drauf 😃.
Und so war das vor ein paar Tagen auch: kleiner Vogel, aber für mich nicht erkennbar, welcher Art - also Kamera hoch und abgedrückt. Ein Blick auf das Display zeigte aber: so wirklich viel erkennen kann ich darauf auch nicht, eignet sich wahrscheinlich auch nicht zur (eindeutigen) Identifikation mittels meines “schlauen Buchs”.
- ungünstige Kombination von Lichteinfall und Hintergrund
500mm, f/8, 1/500s, ISO 80
Also mußte ein besseres Bild her, und so bin ich einen Achtelkreis um den Busch mit dem Vogel weitergegangen und hab ganze 30 Sek. später diese Aufnahme gemacht:
- viel besser: Federkleid des Vogels zur Bestimmung geeignet
500mm, f/8, 1/500s, ISO 280
Schon besser 😃.
Und anhand der zweiten Aufnahme bin ich zu dem Schluß gekommen: könnte eine Neuntöter-Dame sein. Damit ist der Zweck der Aufnahme eigentlich erfüllt, muß ich die dann aufheben … und gar noch ein Blogeintrag?
Nun, diese beiden Aufnahmen zeigen schön, wie schon kleine Änderungen des Standorts massiv die Bildwirkung beeinflussen können:
- zunächst konnte ich durch die leicht spiralförmige Bewegung um den Busch die Entfernung etwas verküzen
- der dunkle (“abgesoffene”) Bereich des Rückens ist deutlich schmaler durch den mehr frontalen Lichteinfall der zweiten Aufnahme
- der Bauch des Vogels ist auf der zweiten Aufnahme nicht so hell und auch nicht in Teilen “ausgefressen” im Vergleich zur ersten Aufnahme, Farbe und Struktur sind deutlicher erkennbar
- der entscheidende Effekt stellt sich aber durch den Wechsel des Hintergrundes ein, und das ist der Hauptgrund, weshalb ich das hier zeige:
- Anhand des ISO-Wertes (Blende und Belichtungszeit habe ich manuell eingestellt und sind fest) zeigt sich, daß die zweite Aufnahme um fast 2 Blendenstufen dunkler gemessen wurde durch die Kamera.
- Dieser Belichtungsunterschied geht im Wesentlichen auf das Konto des Hintergrundes, der den Großteil der Aufnahme einnimmt: die entfernte Buschgruppe der zweiten Aufnahme ist deutlich dunkler als der Himmel in der ersten Aufnahme
- Dadurch ist der Helligkeitsunterschied zwischen Vogel und Hintergrund (Kontrast) deutlich geringer, das Bild wirkt “ausgewogener” mit der Folge, daß die Details und Strukturen des Gefieders des Vogels besser wahrnehmbar werden.
Kurz zusammengefaßt:
Schon ein geringfügiger Wechsel des Standortes kann durch Änderung der Bildkomposition (hier: des Hintergrundes) zu einer visuell deutlich gefälligeren Aufnahme führen …
Keep moving 😄
Problem: nicht immer haben die “Models” der gefiederten oder bepelzten Art Verständnis dafür 😞 und bringen die entsprechende Geduld auf.
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