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darktable: Backup der Daten

veröffentlicht am 28.12.2017 in * PROGRAMME * SOFTWARE *

Inhaltsverzeichnis

 

Kurz vor Weihnachten hat Gunther Wegner in seinem Blog einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich mit dem plötzlichen Ausfall eines Datenträgers beschäftigt und der daraus abgeleiteten Frage: Wie sieht eine sinnvolle Backup-Strategie aus?

Gunther verwendet Lightroom als RAW-Konverter und Verwaltungsprogramm. Da hat man einerseits den “Katalog”, das ist die Sammlung aller Daten über die Bilder, also die Entwicklungseinstellungen, die Metadaten, Schlagworte etc., und andererseits die Bilddateien selbst. Viele user glauben allerdings, wenn sie den “Katalog” sichern, dann hätten sie alles notwendige getan - auch durch ein Feature von Lightroom, das beim Beenden ggf. danach fragt, ob “der Katalog gesichert werden” soll.

Backup in darktable

Der regelmäßige Leser weiß, daß ich keinen Bock auf Abo-Modelle für Software habe und deshalb vor 3 1/2 Jahren zu Linux und darktable gewechselt bin. Wie sieht es dort aus? Was muß ich sichern und wo liegen die Daten?

Im Prinzip gilt für ein Backup nichts anderes als für eine Syncronisation der Konfiguration zwischen zwei Rechnern:

Speicherorte in darktable

In einem Programm, das nicht-destruktiv arbeitet, müssen die Daten an mehreren Orten zusammenpassen. Diese sind:

  1. natürlich die Bilddateien selbst:
    RAW-Files (oder, falls solche nicht vorhanden sind, die entspr. jpg oder tif-Files). Ich habe dafür einen Hauptordner in meinem Benutzerverzeichnis angelegt, z. B. Bildersammlung, unter dem dann z. B. jahrgangsweise oder thematisch die Bildoriginale abgelegt sind.

     /home/{benutzername}/{Pfad/zu/den/Bildern}/{Unterordner}
    
  2. Programme wie Lightroom oder darktable speichern ihre Einstellungen (auch) in sog. “Sidecar-Files”, das sind Dateien meist mit der Endung .xmp. Es gibt eine oder mehrere .xmp-Dateien pro Bild, der restliche Dateiname ist mit dem Bilddateinamen identisch, ebenso der Speicherort:

     /home/{benutzername}/{Pfad/zu/den/Bildern}/{Unterordner}
    
  3. Datenbank und Programmeinstellungen:

     /home/{benutzername}/.config/darktable 
    

    bzw. unter Windows:

     C:\Users\{benutzername}\AppData\Local\darktable
    
    1. Bildarchiv-Datenbank:
      Enthält zunächst die selben Informationen zu den einzelnen Bildern, wie sie auch in den .xmp-Dateien gespeichert sind, aber zusätzlich auch Informationen, die nicht in einem einzelnen Bild gespeichert sind, z. B. Gruppierungen von Fotos. Die Daten sind in einer SQLite-Datenbank mit dem Dateinamen library.db abgespeichert.
    2. Programmeinstellungen:
      Alles, was man so selbst einstellen kann, wie z. B. Exporteinstellungen und -Verzeichnisse, Presets für einzelne Entwicklungsmodule, Voreinstellungen für Metadaten (Copyright-Hinweise etc.), automatisch angewandte Standard-Einstellungen beim Import von Bildern etc. Diese sind ebenfalls in einer SQLite-Datenbank mit dem Dateinamen data.db abgelegt.
    3. Sonstige Programm-Hilfsdateien:
      Im .config-Verzeichnis liegen weiterhin Dateien, die den letzten Programmzustand speichern, ferner hinterlegt man dort Erweiterungen (Lua-Scripte), Wasserzeichen-Dateien, zu ‘Styles’ zusammengefaßte Bearbeitungsfolgen etc.
  4. das Cache-Verzeichnis:
    hier sind die Vorschau-Bilder für die schnelle Anzeige am Leuchttisch abgespeichert.

     /home/{benutzername}/.cache/darktable    
    

    bzw. unter Windows:

     C:\Users\{benutzername}\AppData\Local\Microsoft\Windows\INetCache\darktable
    

    im Unterordner mit der Bezeichnung mipmaps gefolgt von einer langen ID-Nummer.

Auswirkungen eines Datenverlustes

Bevor ich mich zu irgendwas aufraffe, überlege ich mir erstmal, welcher Aufwand welchem Nutzen gegenübersteht. Im Falle einer Datensicherung gilt der Grundsatz:

Es ist nicht die Frage, ob ein Datenverlust auftritt, sondern nur, wann dieser auftritt

und insoweit ist die Notwendigkeit einer Datensicherung sofort einsichtig.

Die nächste Frage ist: welchen Umfang muß diese Datensicherung haben? Hier orientieren wir uns an obiger Aufzählung:

  1. Bilddateien:
    Die Sicherung der Rohbilder sehe ich als oberste Priorität, ohne Bilder brauche ich auch keine Bearbeitungen und Metadaten …
    Andererseits traue ich auch den gängigen “Backup-Tools” nicht über den Weg, denn ob sich ein Backup wiederherstellen läßt, das sieht man meist erst, wenn’s zu spät ist. Daher bevorzuge ich die mehrfache Datenhaltung auf unterschiedlichen Datenträgern, allerdings in der Form abgesichert, daß sich jederzeit überprüfen läßt, ob die gespeicherten Daten alle in Ordnung sind.
    Die genaue Vorgehensweise habe ich in einem eigenen Artikel dargestellt.

  2. xmp-Dateien
    enthalten die Bearbeitungen, die die Einzelbilder erfahren haben, ebenso wie die “Verwaltungsdaten” wie Bewertungen, Schlagwörter etc.
    In allen diesen Bearbeitungsschritten steckt eine Menge Arbeit, also auch Zeitaufwand. Diese Dateien sollten also zumindest mehrfach an unterschiedlichen Orten gespeichert sein.

  3. Bildarchiv-Datenbank
    enthält dieselben Informationen zu den Einzelbildern wie die jeweiligen xmp-Dateien. Zusätzlich enthält die Datenbank auch Informationen, die eine Mehrzahl von Bildern betrifft, z. B. wenn Bilder zu Gruppen zusammengefaßt werden.
    Auch hier gilt: diese Daten repräsentieren viel Arbeit = Zeitaufwand, damit eine Sicherung sinnvoll.
    Zur Orientierung: Bei knapp 20.000 Bildern im Archiv hat meine library.db eine Größe von ca. 64MB.

  4. Programmeinstellungen
    darktable bietet zahlreiche Möglichkeiten, das Programm an seine Vorlieben anzupassen, hier eine kleine Auswahl:

    • Leuchttisch:
      • ‘Bilder sammeln’-Voreinstellungen für Filter,
      • Metadaten beim Bildexport,
      • Exporteinstellungen: Unterschiedliche Dateiformate, Bildgrößen, Zielverzeichnisse etc.
    • Dunkelkammer:
      • Auswahl aktivierter Module
      • Module in Favoriten
      • Voreinstellungen pro Modul
      • Voreinstellungen, die automatisch beim Bildimport angewandt werden, z. B. abhängig von Kamera(einstellungen), Objektiv, …

    Ein Verlust dieser Daten ist zwar nicht unwiederbringlich, aber es nervt i. A. schon, wenn man “mal eben” auf eine Einstellung zurückgreifen will, die nicht mehr da ist. Und wer weiß schon aus dem Stegreif, an welchen Stellen er im Laufe der Zeit welche persönlichen Einstellungen im Programm vorgenommen hat?
    Eine Sicherung dieser Dateien dient also weniger “der Existenzsicherung” als vielmehr der Sicherung des Komforts, den man sich über die Zeit erarbeitet hat (P.S.: meine data.db hat eine Größe von einigen 100kB).

  5. Cache-Verzeichnis enthält Dateien, die sich jederzeit aus den Originalen wieder herstellen lassen. Bei Verlust dieser Dateien baut sich die Ansicht im Leuchttisch langsamer auf, da die Vorschaubilder erst wieder neu gerechnet werden müssen. Dieses Verzeichnis hat derzeit bei mir über 2.5GB, auf eine ausdrückliche Sicherung verzichte ich.

Schlußfolgerungen für die Sicherung

Hier gilt es zwei Szenarien zu unterscheiden:

  1. Wer ohnehin mit zwei Rechnern arbeitet und diese synchron hält, hat den ersten Schritt zur Datensicherung bereits getan.
  2. Wer nur auf einem Rechner arbeitet, muß etwas mehr ausdrücklich für die Datensicherung tun. Hier empfiehlt sich dasselbe Vorgehen wie im Artikel zur Synchronisation zwischen zwei Rechnern beschrieben - nur eben mit einer externen Platte anstelle des zweiten Rechners.

Damit ist sichergestellt, daß im Falle des Versagens des Arbeitsdatenträgers im Rechner nach Austausch desselben das komplette Bildarchiv inclusive aller Programmeinstellungen vom jeweils anderen Rechner oder der externen Platte zurückkopiert und sofort weitergearbeitet werden kann.

Zumindest die reinen Bilddaten gehören aber auf (mindestens) einen weiteren Datenträger, den man dann auch im bei den Eltern auf dem Dachboden, im Bankschließfach oder sonst einem sicher erscheinenden Ort lagern kann.
Wenn man dafür den kompletten Hauptordner kopiert,

Möge diese Sicherung nie gebraucht werden …

1051 Worte - Lesezeit: 5 Minute(n)

 

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